in den Industrieländern sogar den meisten, wenn nicht allen Menschen.
Die normale Volkswirtschaftslehre beruht auf Elementen der klassischen,
auf Adam Smith und John Stuart Mill zurückgehenden Nationalökonomie, auf Elementen der neoklassischen Ökonomie
und in den letzten Jahrzehnten auf Elementen dessen, was ich gerne neo-neo-klassisch nenne...
eine Rückbesinnung darauf, was diese Ökonomie ausmacht.
Lassen Sie mich in den wenigen mir zur Verfügung stehenden Minuten kurz darauf eingehen,
was ich für einige der wesentlichen Punkte halte.
Die klassische Ökonomie erklärte das Wohlergehen einer Person zu einer Funktion von Konsum und Freizeit.
Lebenslanges Wohlergehen ist eine Funktion von lebenslangem Konsum und lebenslanger Freizeit.
Für neoklassische Ökonomen hängt das lebenslange Wohlergehen einer Person, sozusagen die Möglichkeiten des Wohlergehens,
von der Anhäufung von Reichtum und Humankapital durch die Person ab.
Keynes und andere interpretierten die Steigerung lebenslangen Wohlergehens von Generation zu Generation
als eine Geschichte fortlaufender Kürzungen von Freizeit, die als belastend und unangenehm, als nutzlos angesehen wird.
Durch diese Kürzungen von Freizeit hätten die Menschen immer weniger Zeit, Freizeitbeschäftigungen nachzugehen,
etwa auf künstlerischem Gebiet.
Die neo-neoklassische Theorie, zum Teil Arrow
jedenfalls zum Teil Arrow und Lucas und Asariotis und Markowitz und Tobin und viele andere – der junge Bob Merton –
rückte die Steigerung des Wohlergehens einer Person durch die Streuung von Risiken, durch Diversifizierung in den Vordergrund.
Darüber wurde heute Vormittag eingehender gesprochen.
In gleicher Weise legt die Betriebswirtschaftslehre den Akzent auf Risikoeinschätzung und Risikomanagement.
In all diesen Fällen sind die Wahrscheinlichkeiten bekannt, wir unterscheiden zwischen Risiko und der sogenannten Knightschen Unsicherheit.
In der politischen Ökonomie wurde die Sozialpolitik mehr und mehr von etwas dominiert, was man Wohlfahrtspolitik nennen könnte.
Das bedeutete Eindämmung von Risiken in der Gesellschaft – dies dürfte das Ziel des heutigen Wohlfahrtsstaates sein.
Im letzten Jahrzehnt, vielleicht in den letzten beiden Jahrzehnten, wurde der Ruf nach dem Staat immer lauter,
wenn es darum ging, Menschen für die Verluste zu entschädigen,
die ihnen durch Naturereignisse oder auch nur durch die Funktionsweise der Wirtschaft entstanden waren.
Auf welcher Stufe man also auch immer steht – um zu verhindern, dass man nach unten fällt,
sollte der Staat eingreifen und einen wieder nach oben hieven.
In den letzten Jahren, insbesondere in den letzten sechs Jahren, ist mir immer stärker aufgefallen,
dass dies mit dem Kern der westlichen Vorstellung von einem guten Leben nicht viel zu tun hat.
Worum handelt es sich dabei?
Lassen Sie mich kurz darauf eingehen.
Einige von Ihnen werden darüber sehr viel mehr wissen als ich,
doch immerhin konnte ich mich mit dem Thema in meinen College-Tagen etwas vertraut machen,
als ich im Gegensatz zu vielen anderen das Glück hatte, einige Kurse darüber besuchen zu können.
Als allgemeiner Begriff dafür gilt mitunter die aristotelische Perspektive.
Aristoteles, viele von Ihnen wissen das, argumentierte in seiner Ethik,
dass das gute Leben –für jene, die es sich leisten konnten;
er riet keineswegs jedem, das Werkzeug fallen zu lassen, sich nicht um Bindungen zu kümmern und einem Ideal zu folgen...
er sagte, dass das gute Leben für jene, die es sich leisten können, in hohem Maße der Aneignung von Wissen gewidmet sein wird.
Nicht unbedingt den ganzen Tag oder rund um die Uhr, doch in ganz erheblichem Ausmaß darauf ausgerichtet.
Aristoteles macht nicht klar, jedenfalls lese ich ihn so, ob er damit die Aneignung von Wissen durch einen selbst meinte –
das, was man Originalwerk nennen könnte, eigene Forschungsarbeit.
Oder ob er die Aufnahme von Wissen meinte, das andere erworben hatten, das die Gesellschaft erworben hatte.
Möglicherweise hatte er beides im Sinn und hielt es nicht für nötig, hier einen Unterschied zu machen.
Ich denke, seit Aristoteles können wir zwei sehr verschiedene Schulen zum guten Leben unterscheiden.
Eine von ihnen hat keinen Namen.
In den letzten Wochen dachte ich mir, ich könnte sie Entwicklungsschule oder Schule der „Developmentalisten“ nennen –
kein schöner Name, aber vorerst muss er genügen.
Man könnte sagen, diese Schule beginnt mit dem römischen Dichter Vergil,
wenn er den römischen Bauern und die große Menge an Wissen preist, die der Bauer erwerben musste,
um seine Felder zu bestellen und abzuernten und so weiter und eine hohe Produktivität zu erzielen.
Vielleicht könnte man auch Voltaire und Thorstein Veblen dazuzählen.
Unter den amerikanischen Philosophen ist hier John Dewey von großer Bedeutung,
Abraham Maslow, John Rawls und unser Amartya Sen.
Die Betonung liegt hier auf Problemlösung, Beherrschung des Stoffs, Entwicklung der eigenen Fähigkeiten.
Das macht für die Schule der „Developmentalisten“ das gute Leben aus.
Bei Rawls geht es vor allem darum, dafür zu sorgen, dass der Zugang zu dieser Art von Leben so vielen wie möglich offen steht.
Doch es gibt noch eine andere Schule - die vitalistische Schule.
Zu erwähnen sind hier Cellini, ein exzentrischer Vertreter, Cervantes,
die romantischen Dichter in Großbritannien, William James, Friedrich Nietzsche, Henri Bergson.
Sie legten die Betonung auf Herausforderung, Erforschung, zufällige Entdeckung
und die daraus folgende Veränderung in einem selbst.
Man verwandelt sich selbst durch ein vitalistisches Leben.
Eine Art von Selbstfindung kommt auch dabei heraus.
Nun, ich behaupte – das war jetzt hoffentlich genug Geistesgeschichte –ich behaupte, dieses gute Leben ist den Menschen,
von seltenen Ausnahmen abgesehen, nur durch Teilnahme am Wirtschaftsleben der Gesellschaft zugänglich.
Die formelle Wirtschaft ist in gewissem Sinne ein einfaches Gesellschaftsprojekt.
Insbesondere ist es erforderlich, an einer dynamischen Wirtschaft teilzunehmen,
in der ständig neue Probleme aufgeworfen werden, neue Probleme, die es zu lösen gilt.
Ein Arbeiter muss herausfinden, wie er die neue Maschine zum Laufen bringt, der Unternehmer muss herausfinden,
wie er das verdammte Ding bauen soll, das noch niemand vor ihm gebaut hat.
Der Verbraucher muss herausfinden, ob er es riskieren soll, das neue Produkt zu kaufen oder lieber nicht.
Der Landwirt muss herausfinden, ob das neue Düngemittel seinen Acker ruiniert
oder wirklich nur die Fruchtbarkeit der Böden erhöht, und so weiter.
Natürlich ist eine dynamische Wirtschaft für viele Menschen auch anregend, inspirierend und geistig stimulierend.
Sie regt die Menschen an, über bessere Produktionsweisen oder neue Arten von Produkten nachzudenken.
Das also, behaupte ich, sind die Vorteile einer dynamischen Wirtschaft.
Was hat das nun für Folgen?
Lumi Stevens –das ist eine Studentin an der Columbia –, ihr Kollege Raicho Bojilov und ich haben versucht,
die für die wirtschaftliche Leistungskraft eines Landes bestimmenden Faktoren herauszufinden.
Wobei hier wirtschaftliche Leistungskraft im Lichte dessen, was ich gerade erörtert habe, etwas ziemlich Tiefgründiges bedeutet.
Wir wollen aber auch nicht nur einfach eine Verbindung zwischen Dynamik und Lebenszufriedenheit, Arbeitszufriedenheit
oder Erfolgserlebnissen herstellen, sondern auch die Kanäle erforschen, die von einem zum anderen führen:
Wie führt Dynamik zu höherer Zufriedenheit oder anderen Äußerungen von Befriedigung, durch welche Kanäle?
Es geht also darum, wenn man von rechts nach links liest...
na gut, das dürfte nicht gehen...
wenn man von links nach rechts liest, lautet das Argument – ich werde von der Mitte nach rechts lesen –
die Dynamik selbst führt zu Prozessen, die den Geist stimulieren, die herausfordernd sind und so weiter,
und die, richtig betrachtet, das individuelle Wohlergehen erhöhen.
Gleichzeitig bringt die Dynamik andere Nebenprodukte hervor, die das individuelle Wohlergehen ebenfalls beeinflussen,
etwa ein hohes Beschäftigungsniveau und hohe Produktivität.
Und hohe Produktivität könnte das individuelle Wohlergehen auf eine von zwei Arten beeinflussen:
entweder auf die neoklassische Art und Weise, dass die Menschen Freude an hoher Produktivität
und damit an hohen Löhnen haben, weil sie dann am Samstagvormittag im Laden mehr einkaufen können.
Oder hohe Produktivität kann das individuelle Wohlergehen deshalb erhöhen, weil sie den Menschen gestattet,
einen vergleichsweise niedrig bezahlten Job anzunehmen, der möglicherweise viel interessanter als andere ist.
Wenn alle Löhne hoffnungslos niedrig sind, hat man keine große Auswahl.
Man kann es sich nicht leisten, sich vielleicht eine interessante, herausfordernde und lohnende Arbeit auszusuchen.
Sind aber die Löhne dank hoher Produktivität im Allgemeinen durch die Bank hoch,
kann man sich für den interessanteren Job entscheiden.
Die erste Folie hier weist darauf hin,
dass die Produktivität insbesondere in den Achtzigern einen positiven Beitrag geleistet hat.
Die Arbeitsproduktivität leistet in den gesamten Achtzigern einen positiven Beitrag zur Lebenszufriedenheit,
wie sie den Meinungsforschern der World Values Survey gegenüber zum Ausdruck gebracht wurde.
Alle unsere Daten über Einstellungen und Überzeugungen stammen von der World Values Survey der University of Michigan.
Vor ungefähr eineinhalb Jahren hielt ich in Madrid vor sage und schreibe zweitausend Zuhörern einen Vortrag wie diesen.
Danach gab es eine lange Fragestunde, und jemand fragte:
was gut für die Arbeitszufriedenheit ist, auch gut ist für die Lebenszufriedenheit?
Vielleicht steigt die Arbeitszufriedenheit, dann haben die Leute nicht mehr genug Zeit für ihr Privatleben.
Und ihre Lebenszufriedenheit steigt nicht.“
Diese Frage erwischte mich natürlich auf dem falschen Fuß – ich hatte sie mir noch nie gestellt,
da sie im Rahmen der von mir gehegten Vorurteile nicht auftaucht.
Doch wenn die Ansicht zutrifft, dass die Arbeitszufriedenheit keinen Nettoeffekt auf die Lebenszufriedenheit hat,
dann hätte die Arbeitszufriedenheit in einer Regressionsgleichung einen Koeffizienten von Null.
Und wie wir hier sehen, markieren die blauen Bereiche nicht die Bedeutung von Arbeitszufriedenheit insgesamt.
Es handelt sich um einen Regressionskoeffizienten.
Die Höhe der blauen Abschnitte gibt die Größe des Regressionskoeffizienten für die Arbeitszufriedenheit an.
In jedem dieser Länder trägt also die Arbeitszufriedenheit zur Lebenszufriedenheit bei.
Man sollte meinen, dass Messfehler diese Koeffizienten ganz erheblich nach unten verzerrt haben und dass dann,
wenn wir die Werte richtig messen könnten, eine Steigerung der Arbeitszufriedenheit
um eine Einheit zu einer gleich hohen Steigerung der Lebenszufriedenheit führt, ebenfalls um eine Einheit.
Oder sogar zu einer Steigerung der Lebenszufriedenheit um mehr als eine Einheit,
da die Partner, die Eheleute dann, wenn sie sich in ihrer Arbeit wohlfühlen, vielleicht auch in ihrer Ehe glücklicher sind.
Die nächste Folie befasst sich damit, wovon Arbeitszufriedenheit abhängt.
Wie wir herausgefunden haben, wirkt sich die Einstellung gegenüber der Arbeit auf die Arbeitszufriedenheit aus.
Die Begründung hierfür ist zweifellos extrem kompliziert.
Einige andere Einstellungen wirken sich ebenfalls aus – die Einstellung gegenüber der Tatsache,
dass man Arbeit hat – sie hängen davon ab, wie groß die Konkurrenz um einen Arbeitsplatz ist:
Kommt man damit zurecht, wird der Wettbewerb anerkannt.
Vertrauen in Andere, Engagement...
Menschen, die allgemein sehr aktiv sind, neigen dazu, eine hohe Arbeitszufriedenheit anzugeben.
Hier haben wir eine Folie, die für die von mir zuvor vertretene Ansicht von zentraler Bedeutung ist.
Ich vertrete die Ansicht... ich behaupte...
ich argumentiere, dass eine Wirtschaft, die voller Dynamik ist – womit nicht nur gemeint ist,
dass ein weltfremder Wissenschaftler letzte Woche etwas Neues erfunden hat,
so dass es für eine Weile viele zeitliche Änderungen geben wird.
Ich spreche von einer Wirtschaft, die über Institutionen, Einstellungen und Überzeugungen verfügt,
dank derer sie in ihrem Inneren innovativ ist.
Die ihr zu einer Vielzahl kontinuierlicher, inländischer und autonomer Innovationen verhelfen.
Ist das der Fall, dann ist es ziemlich wichtig, dass es bei der Arbeit ein gewisses Maß an Entscheidungsfreiheit gibt.
Wenn jeder an etwas Neuem und Neuartigem arbeitet, kann es keinen Vorgesetzten geben,
der die Mitarbeiter anweist, wie sie ihr Problem zu lösen haben.
Eine dynamische Wirtschaft bringt also Arbeitsplätze
mit einem hohen Maß an Autonomie auf der Ebene des einzelnen Mitarbeiters hervor.
Dann wäre es auch nicht überraschend, wenn dies den Arbeitnehmern im Großen und Ganzen gefällt.
Nicht unbedingt jedem, doch viele werden die Autonomie, die Entscheidungsfreiheit genießen.
Es besteht also tatsächlich länderübergreifend eine sehr starke, positive Beziehung zwischen dem Anteil derer,
die eine hohe Arbeitszufriedenheit zum Ausdruck bringen und dem Anteil derer, die angeben,
dass sie in ihrer Arbeit über erhebliche Entscheidungsfreiheit verfügen.
und Überzeugungen nicht nur die Arbeitszufriedenheit beeinflusst, wie wir in einer früheren Folie gesehen haben.
Er beeinflusst auch die Dynamik der Wirtschaft.
Doch wie um alles in der Welt messen wir die Dynamik der Wirtschaft?
Begehen Sie nicht den Fehler, Dynamik mit der Wachstumsrate gleichzusetzen.
Ein Land kann die Reifen qualmen lassen, wie verrückt wachsen, und dennoch die am wenigsten dynamische Wirtschaft der Welt sein.
Wenn ihm zum Beispiel eine phänomenale Chance geboten wird,
die beträchtliche Investitionen garantiert und zu einer hohen quantitativen Steigerung der Produktivität führt.
Denken Sie an Europa von 1955 bis etwa 1975, je nach Land.
Phänomenales Wachstum nach historischen westlichen Maßstäben, doch die Weisesten unter uns, wie etwa Herbert Giersch,
hätten gesagt:„Europa mangelt es an Dynamik, das ist kein innovativer Ort, es ist ein Ort mit sozialen Zwängen aller Art.
Es ist ein Ort, dem viele wichtige Institutionen fehlen und wo es viele dynamikfeindliche Institutionen gibt.“
Vergessen Sie also die Wachstumsrate.
Wir taten uns schwer damit, einen Index für Dynamik zu erstellen.
Das erinnert mich an Dr. Johnsons Witz über den Hund, der auf seinen Hinterbeinen stehen konnte –
bemerkenswert war nicht, dass er das gut konnte, sondern dass er es überhaupt konnte.
Dieser Index für Dynamik ist nicht besonders gut, aber so, wie ich das sehe, ist er der einzige Index für Dynamik überhaupt.
Unser Augenmerk richtet sich auf den Anteil neuer Unternehmen an deren Gesamtzahl,
den Anteil wachstumsstarker Unternehmen an deren Gesamtzahl, die Direktinvestitionen im Ausland, Aufgeschlossenheit…
ich denke, Forbes bezeichnet einige Unternehmen aufgrund eines raschen Anstiegs von Umsätzen, Gewinnen und anderen Dingen
und aufgrund geringer Fremdfinanzierung als leistungsstark.
Und dieser Forbes-Indikator für Hochleistungsunternehmen gibt die Bedeutung jener Unternehmen
im Verhältnis zur Gesamtzahl der Unternehmen an.
Das Gleiche gilt für die größten Unternehmen nach Forbes.
Und irgendwo haben wir auch – jedenfalls bald – den Anteil der Top 50-Unternehmen eines Landes,
nach Marktkapitalisierung geordnet, die neu in den Index aufgenommen wurden.
So bekommt man einen Eindruck davon, wie viele Unternehmen junge Unternehmen sind.
Mir ist in Erinnerung geblieben, dass einer der schärfsten Kritiker Schwedens, ein mürrischer Unternehmer,
die Tatsache ans Licht gebracht hat, dass unter den ersten, sagen wir 20 Unternehmen seit 1921 kein schwedisches war.
Die Gründung neuer Unternehmen hörte vor fast einem Jahrhundert einfach auf.
Schweden lebt noch immer von seiner ruhmreichen, innovativen Vergangenheit.
Damit hätten wir also ein weiteres Element, das hierher gehört.
Dann haben wir den Einfluss der Arbeitsproduktivität auf die Dynamik...
Entschuldigung, den Einfluss der Dynamik auf die Produktivität.
Übrigens sind Spiethoff und Schumpeter sowie ganze Heerscharen von Ökonomen
seit dieser Zeit bis hin zu einigen unserer Freunde, die sich nicht ohne Grund Neo-Schumpeterianer nennen,
üblicherweise der Meinung, dass Produktivitätssteigerungen letztlich auf exogene technische Entdeckungen
durch Wissenschaftler zurückzuführen sind, von denen 99 % nicht einmal aus unserem Land stammen.
So denken sie über technische Veränderungen und Produktivität.
Die Meinung zu vertreten, dass Arbeitsproduktivität in großem oder auch nur nennenswertem Umfang eine Sache
der internen Organisation der Volkswirtschaft ist, ihres Bestandes an Einstellungen und Überzeugungen, ist in der Tat radikal.
Allerdings stammt diese Ansicht ursprünglich nicht von mir, sie stammt von – weiß es jemand?
Von Friedrich Hayek,denke ich.
So wirkt sich Dynamik auf entmutigte Arbeiter aus.
Auf Arbeiter, die aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind – ich glaube nicht, dass es eine andere Möglichkeit gibt,
die Entmutigung zu messen – sie sind arbeitslos geworden.
Gemessen an der Gesamtzahl der Arbeitskräfte erkennt man:
je größer die Dynamik in der Wirtschaft, umso seltener scheiden Menschen aus dem Erwerbsleben aus,
weil sie frustriert sind, es nicht als angenehm und lohnend empfinden und so weiter.
Und vielleicht werden sie später wieder erwerbstätig, vielleicht auch nicht.
In der Minute, die mir noch verbleibt, kann ich über eine vor zwei Jahren durchgeführte Arbeit berichten,
in der wir ökonomische Institutionen eingeführt haben.
In einem Beitrag für die vom Centre of Capitalism und der CESifo im Jahr 2006 in Venedig abgehaltene Konferenz
erforschten wir – Lumi, Raicho und ich – die Auswirkungen von Einstellungen und Überzeugungen
auf eher konventionelle Maßstäbe für wirtschaftliche Leistungskraft wie Produktivität und Beschäftigungsstand.
Wir hofften, dass Einstellungen und Überzeugungen wenigstens ein Stück vom Kuchen abbekommen würden.
Wir rechneten fest damit, dass die herausragenden Institutionen, von denen einige Länder bessere Exemplare vorweisen können
als andere, bei den Themen Produktivität, Erwerbsbeteiligungsquote und niedrige Arbeitslosigkeit die größte Rolle spielen würden.
Wir hofften nur, dass Einstellungen und Überzeugungen einen messbaren,
vielleicht statistisch signifikanten Einfluss ausüben würden.
Das genaue Gegenteil stellte sich heraus –
die Einstellungen und Überzeugungen waren nicht nur typischerweise mindestens zu 50 Prozent statistisch signifikant,
sie hatten auch eine größere Aussagekraft als die Institutionen,
die wir auf der rechten Seite unserer Regressionsgleichungen darstellen konnten.
Es ist also nicht nur so, dass Einstellungen und Überzeugungen etwas ausmachen.
Sie sind wahrscheinlich von größerer Bedeutung für die Wirtschaftsleistung,
insbesondere für die Ausmaße der Wirtschaftsleistung, als ich heute deutlich gemacht habe.
Vielen Dank.