Muhammad Yunus

Social Business is the Solution

Category: Lectures

Date: 21 August 2008

Duration: 37 min

Quality: HD MD SD

Subtitles: DE

Muhammad Yunus (2008) - Social Business is the Solution

Ich danke Ihnen, dass Sie mir diese Gelegenheit geben, zu Ihnen zu sprechen und Sie an einigen der Erfahrungen teilhaben zu lassen, mit denen wir in unserer Arbeit konfrontiert wurden. In wenigen Minuten werden wir innerhalb der Zeitdifferenz von zwei Minuten uns bewegen von ... (die Gruppe lacht), ich kann mich nicht bewegen (lacht). Ich war dabei zu sagen, dass wir uns von der US-Wirtschaft und ihren Problemen usw. auf den Weg nach Bangladesch machen werden, auf die andere Seite der Erde; und von Milliarden und Billionen von Dollar hin zu Beträgen von wenigen Cent bis zu wenigen Dollar Das ist ein riesiger Kontrast. Doch das ist es, worum es dabei geht. Ich habe ursprünglich gar nicht angestrebt, das zu tun, was ich dann schließlich getan habe. Ich war Wirtschaftswissenschaftler in einer Universität in Bangladesch. Und dieses Land erlebte – unmittelbar nach seiner Unabhängigkeit – eine furchtbare Hungersnot. Und ich fühlte mich einfach schrecklich dabei, in Seminaren über brillante Wirtschaftstheorien zu sprechen, während die Menschen direkt außerhalb des Universitätsgebäudes vor Hunger starben. Es ist eine Situation, in der wohl jeder sich sehr leer und nutzlos fühlen würde, wenn er feststellen muss, dass was immer er vor einer Gruppe Studenten sagt, für das Leben der armen Menschen keinerlei Bedeutung hat. Also habe ich mich umgeschaut und versucht herauszufinden, ob ich mich auf irgendeine Weise zugunsten der Menschen nützlich machen konnte, die direkt neben dem Universitätscampus lebten. Und das brachte mich dazu, kleine Dinge in diesem Dorf anzustoßen. Mein Ziel war es, herauszufinden, ob ich mich wenigstens einer Person gegenüber und vielleicht auch nur für einen einzigen Tag nützlich machen könnte. Und wenn ich das schaffen würde, so glaubte ich, würde ich mich glücklich fühlen, an diesem einen Tag etwas getan zu haben. Und während ich das tat, wurde ich mit anderen Dingen konfrontiert, erfuhr mehr über das Dorf und über die Menschen, wovon ich vorher keinerlei Ahnung hatte. Und mit einer Situation wurde ich sehr drastisch konfrontiert. Die Machenschaften der Kredithaie im Dorf, die den armen Menschen winzige Geldbeträge liehen und dafür praktisch die Kontrolle über das Leben dieser Menschen übernahmen. Nachdem ich diese schrecklichen Bedingungen erkannte, versuchte ich herauszufinden, wie viele Menschen in diese Kreditgeschäfte involviert waren – wer leiht sich Geld, wie viele von diesen Menschen leihen sich Geld von den Kredithaien, wie hoch sind die Geldbeträge? Zunächst bin ich dieser Frage aus Neugierde nachgegangen, wobei ich dachte, dass ich auf diese Weise das Dorf besser verstehen würde. Und als ich meine Liste nach mehreren Tagen vervollständigt hatte, standen da 42 Namen, die von Kredithaien Geld geliehen hatten. Und die Summe aller Kreditbeträge lag bei 27 Dollar. Ich konnte es zunächst einfach nicht glauben. Denn ich war gerade aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt, wo ich promoviert und anschließend gelehrt hatte. In den Vereinigten Staaten sprach man nicht über eine Kreditsumme von 27 Dollar an 42 Menschen. Ich sah auf meine Liste und konnte einfach nicht glauben, dass Menschen für einen so geringen Betrag so viel Leid erleben mussten. Doch das Problem war nicht neu. Es bestand nicht erst seit wenigen Jahren, sondern wahrscheinlich schon seit vielen hundert Jahren. Und nichts ist je daran geändert worden. Plötzlich wurde mir klar, dass es sich um ein altes Problem handelte, um ein schwieriges Problem. Dabei ist die Lösung dieses Problems doch so einfach. Und plötzlich wurde mir klar: Wenn ich die 27 Dollar an diese 42 Menschen geben würde, dann könnten sie das Geld an die Kredithaie zurückzahlen und frei sein. So einfach! Plötzlich war ich voller Enthusiasmus – und ich tat genau das. Danach dachte ich: Okay, jetzt habe ich etwas getan, das Menschen glücklich gemacht hat. Doch ich war mir über den Umfang dieses Glücks nicht im Klaren. Von diesem Zeitpunkt an betrachteten mich diese Menschen als jemanden, der für sie ein Wunder vollbracht hatte. Und nachdem ich das erkannte, kam ich auf einen weiteren Gedanken: Wenn es dir gelingt, so viele Menschen mit einer so geringen Geldsumme so glücklich zu machen, warum machst du es dann nicht auch für weitere Menschen? Warum machst du nicht auch noch andere Menschen glücklich? Also suchte ich nach einem Weg, wie mir dies gelingen könnte. Dann hatte ich eine Idee. Und ich dachte: Auch das ist eine sehr einfache Lösung und es sollte eigentlich funktionieren. Ich ging also zu der örtlichen Bank, die sich direkt auf dem Campus befand. Und dabei bestand meine Idee darin, die Bank mit den Menschen im Dorf zu vernetzen – und ich war überzeugt davon, dass es funktionieren würde. Ich ging also voller Enthusiasmus zu dem Bankmanager, machte ihm den Vorschlag und wissen Sie, was er mir antwortete? Ich war schockiert, denn ich hatte damals von Bankgeschäften keinerlei Ahnung. Ich ging davon aus, dass er sofort zustimmen würde, dass er eine so geringe Geldsumme nicht einmal vermissen würde. Ich versuchte ihn zu überzeugen und trug alle möglichen Argumente vor. Doch ich hatte keine Chance. Und von da an wurde es für mich für eine Art Leidenschaft, in der Bankhierarchie immer höher gestellte Manager anzusprechen und zu versuchen, sie zu überzeugen. Das tat ich über mehrere Monate hinweg – doch ohne Erfolg. Schließlich wandte ich etwas an, was ich von ihnen gelernt hatte. Ich bot ihnen an: „Warum akzeptieren sie mich nicht als Bürgen? Ich werde der Kreditbürge, ich unterzeichne alle ihre Papiere und trage das Risiko und sie verleihen das Geld. Dann ist zumindest Ihre Tür für diese Menschen offen und damit wäre ich schon zufrieden.“ Es war nicht leicht. Und es dauerte noch weitere zweieinhalb Monate, alle Schritte zu durchlaufen, die Papiere auszufüllen und sie schließlich zu unterzeichnen. Doch am Ende stimmten die Banker zu. Ich nahm das Geld von der Bank entgegen und leitete es an die Menschen im Dorf weiter, während der Bankmanager zu mir sagte: „Damit verabschieden Sie sich von ihrem Geld. Sie werden es nie wiedersehen.“ Und ich entgegnete: „Ich habe keine Ahnung. Ich habe das vorher noch nie getan. Aber ich will es versuchen.“ Also entwickelte ich einige Ideen, um den Menschen die Rückzahlung zu erleichtern. Ich dachte, einfache Regeln würden sie zur Rückzahlung ermutigen. Und es funktionierte. Jeder Cent wurde zurückgezahlt. Danach ging ich zum Bankmanager und sprach ihn mit den Worten an: Er entgegnete: „Nein, Sie haben nur Glück gehabt.“ (die Gruppe lacht). Denn bei einigen wenigen Menschen in nur einem Dorf macht das keinen Sinn.“ Und so dachte ich: Vielleicht sollte ich genau das tun. Und ich wiederholte es in zwei Dörfern und es funktionierte. Doch der Bankmanager war nicht geneigt, seine Meinung zu ändern. Er argumentierte: „Ein Dorf oder zwei Dörfer – worin liegt der Unterschied?“. Er sagte: „Sie müssen es zumindest in fünf Dörfern versuchen.“ Und so versuchte ich es in fünf Dörfern. Und in der Zwischenzeit wurde ich immer enthusiastischer, denn es passierte etwas und alle waren glücklich. Und dann sah ich die glücklichen Gesichter und mein Enthusiasmus nahm noch zu. Schließlich wurde es zu einem Spiel zwischen dem Bankmanager und mir. Jedes Mal, wenn ich Erfolg hatte, steigerte er die Anzahl der Dörfer. Er sagte dann: „Sie müssen es mit so und so vielen Dörfern versuchen.“ Also versuchte ich es in zwanzig Dörfern und später in fünfzig Dörfern – und jedes Mal funktionierte es. Und jedes Mal, wenn der Bankmanager die Anzahl der Dörfer erhöhte, wartete er auf meinen Misserfolg. Denn er konnte einfach nicht glauben, dass es tatsächlich funktionierte. Doch in der Zwischenzeit wuchs bei mir die Überzeugung, dass dieses System wirklich funktioniert – jederzeit und überall. Aber während die Anzahl der Kreditnehmer immer weiter zunahm, wuchs auch die Abneigung des Bankmanagers, mich zu unterstützen. Also sagte ich mir: Warum lasse ich die Kredite immer noch über diesen Bankmanager laufen? Warum gründe ich nicht eine eigene Bank für arme Menschen? Denn der Bankmanager wird nie damit einverstanden sein, was ich tue. Und so schrieb ich die Regierung an und beantragte eine Zulassung. Doch das ist eine weitere lange Geschichte. Schließlich bekamen wir im Jahr 1983 die Bankzulassung für eine Bank mit dem Namen Grameen Bank oder Village Bank, also Dorfbank. Nachdem ich schon im Jahr 1976 mit dieser Arbeit begonnen hatte, brauchten wir all diese Jahre, um schließlich diese Bank betreiben zu können und danach unsere Arbeit landesweit auszudehnen. Doch unsere Arbeit ging weiter und wir konzentrierten uns dabei auf die ärmsten Menschen. Um diese Menschen zu erreichen, gehen wir nach einer Checkliste vor. Und davon weichen wir auch nicht ab. Zu den Punkten auf dieser Checkliste gehören Fragen wie: Lebt die Person in einem Haus mit einem undichten Dach? Besitzt sie irgendwelche Möbel im Innern des Hauses? Besteht das Haus aus einem Zimmer oder aus zwei Zimmern? Und wenn das Haus dieser Person ein undichtes Dach, keinerlei Möbel und nur ein Zimmer aufweist, dann hatte sie sich nach unserer Checkliste als Kreditnehmer qualifiziert. Darüber hinaus gibt es noch viele ähnliche Punkte auf unserer langen Checkliste. Und wie auch die konventionellen Banken, die wahrscheinlich auf ähnliche Weise arbeiten, versuchten wir, unser Geschäft zu expandieren. Doch dabei versuchten wir, uns soweit wie möglich unten zu positionieren. Und heute haben wir 7,5 Millionen Kreditnehmer, von denen 97% Frauen sind. Und es sind mittellose Frauen, wenn sie zur Grameen Bank kommen. Und wenn man eine solche Frau das erste Mal mit den Worten anspricht: dann läuft sie ängstlich davon und ruft: Manche Frauen sagen sogar: So sieht es am Anfang meistens aus. Und nach vielen Diskussionen untereinander und nachdem sie gesehen haben, dass Frauen im nächsten Dorf einen Kredit in Anspruch genommen haben, haben einige von ihnen schließlich den Mut, zur Grameen Bank zu kommen und um einen kleinen Kredit zu bitten. Die erste Kreditsumme liegt normalerweise bei 30, 35 Dollar. Damit beginnen die Frauen ein kleines Geschäft. Die Aufzucht von Hühnern, den Anbau von Gemüse oder etwas Ähnliches. Denn damit kennen sie sich aus. Diese Kredite werden dann in wöchentlichen Raten zurückgezahlt – und von da an geht es dann weiter. Unsere Finanzierung liegt bei 98, 99, 100%. Und wir betreiben dieses Geschäft jetzt schon seit 31 Jahren. Niemals, in keinem Fall, hat eine Rückzahlung gestockt. Wir haben keinerlei Sicherheit, keine Garantie, es sind keine Anwälte involviert – und wie ich bereits heute Morgen sagte – es funktioniert noch immer. Und die Menschen schauen mich an und fragen mich: „Wie kann das funktionieren?“ Es funktioniert, weil man genau das Gegenteil von dem tut, was konventionelle Banken tun. Denn konventionelle Banken wenden sich an reiche Menschen, während wir arme Menschen aufsuchen. Konventionelle Banken wenden sich an Männer, während wir uns an Frauen wenden. Konventionelle Banken arbeiten in den Städten und wir arbeiten in abseits gelegenen Dörfern. Und wir arbeiten überhaupt nicht in städtischen Bereichen. Es ist also genau das Gegenteil von dem, was konventionelle Banken tun. Sie fragen nach Sicherheiten, was wir nicht tun. Sie beschäftigen Anwälte, doch wir haben keine Anwälte. Und ... konventionelle Banken befinden sich im Besitz reicher Menschen. Unsere Bank hingegen gehört armen Menschen, da alle Kreditnehmer gleichzeitig auch Eigentümer der Bank sind. Es ist also eine Bank, die sich im Besitz der ärmsten aller Frauen befindet. Und das sind die armen Frauen in Bangladesch. Es ist ihre Bank. Und wenn die Bank Gewinn erwirtschaftet, geht dieser Gewinn in Form von Dividenden wieder an diese armen Frauen. So schließt sich der Ring wieder. Wir haben die ganze Zeit versucht, ihr Leben zu verstehen und herauszufinden, worin ihre Probleme bestanden. Und daraus entwickelten wir Schritt für Schritt, Jahr für Jahr etwas, das als die Sechzehn Entscheidungen bekannt wurde. Dies sind Dinge, die wir tun müssen. Es ist eine Art persönliches Engagement. Eine dieser Verpflichtungen lautet: „Wir müssen unsere Kinder zur Schule schicken, sie unterstützen und sicherstellen, dass sie die Schule nicht vorzeitig abbrechen.“ Diese Frauen sind alle Analphabeten. Ihre Männer sind Analphabeten, sie selbst sind Analphabeten, ihre Familienmitglieder sind Analphabeten. Doch wir dachten, dies wäre eine gute Gelegenheit, sie dazu zu ermutigen, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Also verfolgten wir die Umsetzung dieser Entscheidung weiter und innerhalb weniger Jahre gelang es uns, alle Kinder zur Schule zu schicken. Auf diese Weise ist die Grameen eine Bank, deren Kreditnehmer ihre Kinder zur Schule schicken. Und wir sind sehr glücklich darüber, dass es zumindest uns gelungen ist, etwas zu erreichen, zu dem die Regierungen bisher nicht fähig waren. Das gibt uns eine große Zufriedenheit. Ursprünglich haben wir nur Kredite vergeben und hatten nichts zu tun mit den Kindern der Kreditnehmer. Doch plötzlich waren wir auch in das Schicksal der Kinder involviert. Und dann erkannten wir, dass einige dieser Kinder, sehr junge Kinder, sich in der Schule hervorragend entwickelten und zu den Besten ihrer Klassen zählten. Wir waren so begeistert davon, dass wir das feiern wollten. So führten wir Stipendien ein. Und auf diese Weise gewährte die Grameen Bank plötzlich Stipendien für viele tausend Kinder, die zu den besten ihrer Klasse gehörten. Dann bemerkten wir, dass viele dieser Stipendiaten eine höhere Schulbildung anstrebten. Und im Laufe der vielen Jahre, in denen diese Kinder mit der weiteren Expansion der Bank heranwuchsen, besuchten immer mehr von ihnen Colleges und andere Bildungseinrichtungen. Und wieder war es an uns, überrascht zu sein, denn das hatten wir nicht erwartet. Wir gingen davon aus, dass die von uns geförderten Kinder lediglich die Elementarschule besuchen würde. Doch sie setzten ihre Schulbildung fort. Und so führten wir einen Ausbildungskredit ein. Mit Hilfe dieser Ausbildungskredite studieren inzwischen über 30.000 Studenten an medizinischen und technischen Hochschulen sowie an Universitäten im ganzen Land. Und wenn ich jetzt in die Dörfer gehe und mit den Menschen spreche, dann treffe ich nicht nur die Frau, die seit 15, 20 Jahren immer wieder zu uns zurückkommt, die seitdem arbeitet und ihr Leben geändert hat. Sie ist so stolz und zeigt mir all das, was sie schon erreicht hat. Sie hat ein neues Haus, sie hat Kühe und sie zeigt mir all die Gegenstände, die sie sich im Laufe der Jahre angeschafft hat. Und dann sehe ich die junge Frau neben ihr, die ich bei meinem ersten Besuch vor vielen Jahren noch nicht gesehen habe. Und diese junge Frau, die mir die Frau vorstellt, ist ihre Tochter. Sie hat inzwischen einen Abschluss an der medizinischen Hochschule und ist jetzt Ärztin. Sie arbeitet in der nächsten Stadt. Als sie hörte, dass ich das Dorf besuche, kam auch sie zu Besuch. Ich sehe die Frau an, eine sehr glückliche Frau, mit einem gewinnenden Lächeln. Und ich schaue zu ihrer Tochter hinüber, auch sie eine glückliche junge Frau. Und wann immer ich eine solche Situation erlebe, stelle ich mir die Frage: Sie hatte nie die Chance, eine Schule zu besuchen. Ihr fehlte überhaupt nichts. Doch alles, was sie in ihrem Leben erreicht hat, ist, dass sie irgendwie die Grameen Bank entdeckte. Sie nahm einen kleinen Kredit von 30, 35 Dollar auf und begann damit, ihren Weg zu gehen. Sie zahlte den ersten Kredit zurück und dann den zweiten, den dritten, den fünften und den zehnten Kredit. Und jetzt hat sie einen Kredit über 5000 Dollar oder mehr und ist glücklich mit ihrem Leben. Sie hat so viel in ihrem Leben erreicht und sie hat ihre Tochter zur Schule geschickt. Und ihre Tochter bekam eine Ausbildungsunterstützung und ist jetzt Ärztin. Letztlich kann man sich der Schlussfolgerung nicht entziehen, dass den armen Menschen eigentlich überhaupt nichts fehlt. Wenn die Tochter dieser Frau – nur eine Generation später – Ärztin werden kann, dann lag es nur an der Intervention einer Institution. Vielleicht funktioniert das nicht in jeder Familie, aber in dieser Familie hat es funktioniert. Und wir sprechen hier von dieser Familie. Und die Mutter dieser jungen Ärztin hätte vielleicht dasselbe erreichen können, wenn die Grameen Bank schon eine Generation vorher zu ihr gekommen wäre. Vielleicht wäre sie dann eine Ärztin und ihre Kinder wären andere Persönlichkeiten geworden. Was läuft also falsch? Warum Armut? Diese Frage macht mich wütend, macht Sie wütend, macht jeden wütend. Doch die Schlussfolgerung ist: Armut wird nicht durch arme Menschen geschaffen. Arme Menschen sind mit keinerlei Mängeln behaftet. Armut wird von dem System erzeugt, das wir aufgebaut haben. Durch Chancen, die wir verweigert haben. Und durch den theoretischen Rahmen, mit dem wir alles abwickeln. Das Resultat ist die Armut von Millionen und Milliarden von Menschen. Wenn ich es mir genau anschaue, dann komme ich nicht umhin, eine Analogie zwischen armen Menschen und Bonsai-Bäumen zu erkennen. Wenn man den Samen des größten Baums im Wald nimmt und in einen Topf pflanzt, begrenzt man dadurch sein Wachstum. Der Baum wird einfach nicht größer. Man weiß genau, dass mit dem Samen alles in Ordnung ist und trotzdem wundert man sich, dass der Baum so klein bleibt. Er bleibt so klein, weil wir ihm nicht die Grundlage bieten, die er benötigt, um zu seiner vollen Größe zu wachsen. Wir geben ihm nur etwas Erde und deshalb wächst er auch nicht weiter. Und so kann man auch die armen Menschen als „Bonsai-Menschen“ betrachten. Mit ihren Anlagen ist alles in Ordnung. Lediglich die Gesellschaft gab ihnen nie die Grundlage, auf der sie sich entwickeln konnten – was zu dem bekannten Ergebnis führt. Wir nennen sie arme Menschen und tun so, als wären sie aus eigener Schuld arm. Aber es ist nicht ihre Schuld. Betrachten sie die Finanzinstitutionen, die ich am Morgen erwähnte. Diese Finanzinstitutionen verweigern Millionen und Milliarden von Menschen Zugang zu Finanzdienstleistungen Was läuft falsch in diesem System? Es wird ihnen als eine Art eigene Verantwortung aufgezwungen. Doch es ist nicht die Schuld dieser Menschen. Ich erhalte keinen Kredit und deshalb stehe ich da, wo ich jetzt stehe. Ich kann nicht anfangen, mein Leben zu leben, da Sie die Tür für mich nicht öffnen. In den Vereinigten Staaten, einer der höchstentwickelten Volkswirtschaften, über die wir am Morgen gesprochen haben, können Millionen Menschen kein Bankkonto eröffnen, da die Banken sie nicht als geeignete Kontoinhaber betrachten. Wohin gehen diese Menschen also, nachdem sie ihren Gehaltsscheck erhalten haben? Sie lösen ihren Scheck in den Wechselstuben ein und werden von denen über den Tisch gezogen. In den Vereinigten Staaten trifft man überall auf kurzfristige Darlehen. Sie werden angepriesen, als wenn es dabei um ein echtes Geschäft geht. Doch dafür werden Zinssätze von 50, 100, 500 oder gar mehr Prozent berechnet. Und diese Geschäfte florieren, als wäre nichts dabei. Doch nur aufgrund des Versagens der Finanzinstitutionen konnten solche falschen Entwicklungen entstehen. Also habe ich mich hier auch dieses Problems angenommen und wir haben versucht, im Zusammenhang mit unserer Arbeit immer mehr Unternehmen zu gründen, um herauszufinden, ob wir einige dieser Probleme lösen können, mit denen arme Menschen konfrontiert werden. So haben wir im Laufe der Jahre 26 Unternehmen gegründet, die sich alle mit den verschiedenen Aspekten der Probleme armer Menschen befassen. Und die Menschen fragen mich: „Warum gründen Sie all diese Unternehmen? Werden Sie durch diese Unternehmen reich?“ Ich habe mich gefragt, wie Menschen darauf kommen, mir eine solche Frage zu stellen. Es ist mir nie in den Sinn gekommen, eines dieser Unternehmen selbst besitzen zu wollen. Mir gehörte nie auch nur der geringste Teil, nicht eine einzige Aktie der Grameen Bank, die ich gegründet habe. Es kam mir nie in den Sinn, da ich viel zu sehr damit beschäftigt war, die Kreditnehmer der Bank zu deren Eigentümern zu machen. So wurden sie zu Eigentümern. Und auch von anderen Unternehmen hörte ich Sätze wie: „Das ist ja lustig. Sie gründen Unternehmen und Sie wollen sie nicht besitzen. Warum gründen Sie sie dann überhaupt?“ Und ich entgegnete ihnen: Und nach und nach dämmerte es mir nach vielen Diskussionen: Vielleicht gibt es in der Welt eine andere Geschäftsart, die Menschen bisher nie erkannt haben. Und deren Erkenntnis sie abgelehnt haben. Und vielleicht ist es diese Art von Geschäft – und ich komme auf dieses Thema zurück, nur um die Tatsache aufzuzeigen, dass wir uns dabei um die Ärmsten kümmern, was ich an dieser Stelle noch schnell erwähnen wollte Und dies sage ich, da uns viele kritisiert haben, da viele meinten, dass Mikrokredite Solange man jedoch keine armen Selbständigen findet, würden diese Mikrokredite nicht funktionieren. Doch diese Argumentation verletzt mich jedes Mal aufs Neue. Denn ich glaube fest daran, dass alle Menschen ausnahmslos Unternehmer sind. Dies ist ein Teil der Menschlichkeit. Es ist ein Teil der menschlichen Qualität, dass der Mensch ein Unternehmer ist. Einige von uns haben diese Qualität nie entdeckt. Doch dies ist nicht unsere Schuld. Es liegt vielmehr daran, dass die Umstände uns nie dazu ermutigt haben oder es uns nie ermöglicht haben, diese unternehmerische Fähigkeit in uns zu entfesseln. Die Tatsache, dass ich eine unternehmerische Fähigkeit nicht entwickle, bedeutet nicht, dass ich nicht über sie verfüge. Und vor diesem Hintergrund sagte ich vor vier Jahren: „Lassen Sie mich demonstrieren, was ich damit sage.“ Als wir damit begannen, Kredite an Bettler zu vergeben, unterhielten wir uns mit ihnen und sagten ihnen: würden Sie dabei vielleicht auch eine Handelsware mitnehmen wollen? Vielleicht Kekse, Bonbons, kleine Spielzeuge, was auch immer.“ Sie gehen doch sowieso zu diesen Häusern. Also bedeutet es für sie keine zusätzliche Arbeit. Und die Bettler mochten die Idee, nachdem sie erkannten, dass sie die Häuser ohnedies aufsuchten. Warum also sollten sie die Waren dabei nicht mitnehmen? Dann sagte ich ihnen: „Wir geben Ihnen das Geld, um die Waren zu kaufen und herauszufinden, welche Waren sich am besten verkaufen.“ Damit ermöglichen wir ihnen, sich nach und nach auf die Nachfrage einzustellen. Wir haben sie auf keinerlei Weise ausgebildet, sondern ihnen nur Geld gegeben. Und sie begannen mit der Arbeit und daraus wurde ein sehr beliebtes Programm. Beliebt sowohl bei den Bettlern als auch bei den Mitarbeitern. Denn die Mitarbeiter wurden sehr stark in das Programm involviert. Dabei hatten sie das Gefühl, einem Bettler dabei helfen zu können, seine Probleme zu überwinden. Und das berührte die Mitarbeiter so sehr, dass sie uns baten, es ihnen zu ermöglichen, weiteren Bettlern zu helfen. Doch ich machte es zur Regel, dass sich jeweils nur ein Mitarbeiter um einen Bettler kümmern dürfe. Denn wenn sich ein Mitarbeiter um zu viele Bettler gleichzeitig kümmert, würde er dem einzelnen möglicherweise nicht mehr genug Aufmerksamkeit widmen. Jeder Mitarbeiter übernimmt also die Verantwortung für einen Bettler. Wir haben 27.000 Mitarbeiter. So konnten wir uns unmittelbar um 27.000 Bettler kümmern. Doch die Mitarbeiter drängten weiter: „Lassen Sie uns um mehr, lassen Sie uns um zehn Bettler gleichzeitig kümmern“ usw. Schließlich erhöhte ich die Zahl der Bettler pro Mitarbeiter auf vier, so dass wir heute über 100.000 Bettler im Programm haben. Und das Erstaunliche ist, dass im Laufe dieser vier Jahre über 11.000 Bettler mit dem Betteln vollständig aufgehört haben, da ihre Geschäftsumsätze sich so gut entwickelt haben, dass sie überhaupt nicht mehr betteln müssen. Die verbleibenden rund 90.000 Bettler sind – so würde ich es formulieren – Teilzeitbettler, da sie das Betteln mit dem Verkauf kombinieren. Und sie sind schlau. Sie wissen genau, welches Haus sich zum Betteln und welches Haus sich für den Verkauf von Waren eignet. Ich sagte ihnen, das sei eine gute Marktaufteilung. Doch das wissen sie selbst. Sie fanden es selbst heraus. Und wenn meine Kollegen ungeduldig wurden und fragten, wie lange die Bettler – selbst auf Teilzeitbasis noch betteln würden, dann sagte ich ihnen: „Drängt sie nicht. Betteln ist ihr Kerngeschäft.“ (die Gruppe lacht). Sie müssen absolutes Vertrauen in ihre neuen Geschäfte haben, bevor sie sich von ihrem alten trennen. Und in der Zwischenzeit bauen sie ihre Vertriebsabteilung auf, wozu sie Zeit brauchen.“ Und erneut steht die Frage im Raum: Wie viel Geld leihen wir ihnen? Es sind 15, 20 Dollar für einen Bettler. Doch selbst 15 Dollar – und das ist kein Almosen, es ist ein Kredit – wenn wir mit einem 15 Dollar-Kredit jemandem dabei helfen können, sich selbst zu entscheiden, das Betteln aufzugeben und mit einem würdevollen Job zu beginnen ... warum sollten wir ihm eine solche Chance verweigern? Und wir geben einem solchen Menschen lediglich den Anreiz. Zunächst erhält er einen zinslosen Kredit – dieses Geld wird sich also nie vermehren. Und dann gibt es keine Ablauffrist. Er kann also nicht zu einem säumigen Zahler werden und muss sich deswegen keine Sorgen machen. Doch wenn jemand einen solchen Kredit an uns zurückzahlt, dann qualifiziert er sich für einen weiteren größeren Kredit. Und das ist der einzige Anreiz. Viele von ihnen haben einen zweiten und einen dritten Kredit in Anspruch genommen und warten auf ihren vierten Kredit. Wir haben sie nicht dazu gedrängt. Denn nach unseren Regeln können sie sich nicht schuldig machen oder zu einem säumigen Zahler werden. Und dies ist eine weitere Art, die kreative Energie von Menschen zu demonstrieren. Und wenn ich jetzt wieder auf den Zweck des Geschäfts zurückkomme, Menschen zu helfen oder Menschen etwas Gutes zu tun, dann muss ich feststellen: Selbst für mich sieht das Geschäftskonzept nicht besonders gut aus, denn es bringt mir nichts ein und bereichert mich, der ich dieses Geschäft betreibe, nicht Warum kann man ein solches Geschäftskonzept nicht in den wirtschaftlichen Rahmen aufnehmen, in die theoretischen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen? Es liegt daran, dass heute – zumindest in der Theorie – mit Geschäften Geld verdient werden soll. Und die Mission von Geschäften liegt in der Gewinnmaximierung. Doch das zeigt den Menschen in einer so eindimensionalen Form, in der er nur Freude am Geldverdienen hat. Doch ich sage Ihnen: Die wirklichen Menschen, die wir ständig um uns herum betrachten, sind mehrdimensionale Menschen. Es sind nicht eindimensionale Menschen. Sie reagieren auf viele andere Dinge. Sie haben ein sehr starkes Bedürfnis, etwas für andere Menschen zu tun. Wie kommt es, dass die Wirtschaft dies nicht erkennt? Was für eine Art Sozialwissenschaft ist das, die nicht alle Gefühle mit einbeziehen kann, menschliche Gefühle, die uns allen eigen sind. Und deshalb sage ich: Wir sind keine Roboter, wir sind Menschen. Ich verlange nicht, die gewinnmaximierenden Geschäfte aufzugeben. Ich frage nur: „Warum können wir nicht auch eine weitere Tür öffnen, durch die wir uns ausdrücken können – zusätzlich zu dem, was wir in gewinnmaximierenden Geschäften tun.“ Und so bezeichne ich diese besondere Geschäftsart als soziales Geschäft. Und ich definiere ein solches Unternehmen als ein nicht Verlust verursachendes, keine Dividende zahlendes Unternehmen mit einem sozialen Ziel. Es ist ein zweckgebundenes, nicht gewinnorientiertes Unternehmen. Dieses soziale Geschäft ist vollständig losgelöst vom gewinnerzielenden Ideal. In dieser gewinnmaximierenden Welt ist es fast so, als wenn man wie durch eine Brille die ganze Welt nur im Hinblick auf Gewinnmaximierung betrachtet. Und wenn man die Welt dann durch eine solche Brille betrachtet, dann erkennt man als Maßstab auch nur die Herausforderung, die eine Gewinnmaximierung in der Welt bereithält. Und nun sage ich Ihnen: „Nehmen Sie doch einfach mal einen Moment lang diese gewinnmaximierende Brille ab und setzen Sie die Sozialgeschäftsbrille auf. Plötzlich sieht die Welt ganz anders aus. Sie sehen dann viele Herausforderungen in den Bereichen Armut, Gesundheit, Wohnen und Umweltverschmutzung. Und dann wollen Sie plötzlich diese Herausforderung der Sozialgeschäfte annehmen. Sie wollen Geld zur Lösung dieser Probleme investieren. Und wir haben solche Unternehmen gegründet.“ Die Leute sagten mir: „Sind Sie verrückt, es gibt Leute, die das tun wollen?“ Und ich antwortete: Und die Menschen sind es wirklich, sie verschenken sogar Geld. Sie gründen Stiftungen, sie gründen Wohlfahrtsorganisationen und sie verschenken Geld. Doch ich spreche nicht über verschenken. Ich spreche über Investitionen. Das Unternehmen gehört noch immer ihnen. Sie ziehen keine Dividenden aus dem Unternehmen. Aber es ist ihr Unternehmen und sie können ihr investiertes Geld wieder abziehen. Es ist also viel besser als Geld zu verschenken. Und ich sagte: „Selbst wenn die Stiftungen soziale Dividenden erbringen, wäre das viel besser. Denn Almosen kann man nur einmal verteilen. Hat man sie einmal verteilt, dann sind sie weg und kommen nie zu einem zurück. Doch wenn man dasselbe Geld in ein soziales Unternehmen investiert, dann geht dieses Geld nicht verloren, da es immer wieder zurückgeführt wird. Und so kann man dasselbe Ziel immer wieder erreichen.“ Also gründeten wir diese Unternehmen und einige Unternehmen wurden sehr bekannt, da wir Joint Ventures mit internationalen Unternehmen gründeten. Eines dieser internationalen Unternehmen ist Danone, das französische Unternehmen Danone. Wir betreiben ein Joint Venture mit Danone unter der Bezeichnung Grameen Danone Company. Mit diesem Unternehmen produzieren wir in Bangladesch Joghurt für arme Kinder und für einen bestimmten Zweck. Denn in Bangladesch gibt es wie in vielen anderen Ländern auch Millionen von unterernährten Kindern. Also setzen wir dem Joghurt Spurenelemente wie Vitamine, Eisen, Zink, Jod usw. zu, die den Kindern fehlen. Und dann verkaufen wir diesen Joghurt zum günstigsten Preis an arme Menschen. Denn da wir diesen Joghurt ohne Schnickschnack anbieten, können wir ihn sehr günstig produzieren. Sobald man sich in der gewinnmaximierenden Welt bewegt, verwendet man viele Techniken – viel Schnickschnack – um Produkte für Kunden attraktiv zu machen. Doch das braucht man hier nicht. Man investiert also gerade genug Geld, um die Kosten decken zu können. Und dann verkauft man das Produkt zu diesem Preis. Und damit deckt man seine Kosten. Und auf diese Weise funktioniert dieses Unternehmen heute in Bangladesch. Es ist ein soziales Unternehmen, denn Danone hat sich genau wie Grameen damit einverstanden erklärt, aus diesem Unternehmen nie eine Dividende zu ziehen. In einem gewinnmaximierenden Unternehmen kommt es darauf an, wie viel Geld es bis zum Jahresende oder innerhalb eines bestimmten Zeitraums erwirtschaftet. Doch in diesem Unternehmen kommt es darauf an, wie vielen Kindern man dabei helfen kann, die Unterernährung zu überwinden. Und so ist es die Aufgabe des Vorstandsvorsitzenden, herauszufinden, wie es ermöglicht werden kann, eine maximale Anzahl von Kindern von der Unterernährung zu befreien. Dies ist also ein soziales Unternehmen. Ein weiteres soziales Unternehmen – wiederum ein französisches Unternehmen – ist ein Joint Venture mit Veolia, einem Wasserunternehmen. Bangladesch hat ein großes Problem mit Trinkwasser, denn unser Wasser ist mit Arsen kontaminiert. Millionen Menschen trinken also täglich giftiges Wasser, was zu allen möglichen Krankheiten führt. Doch es gibt keine Lösung dafür, da dieses Wasser aus unterirdischen Quellen stammt und die Menschen es einfach trinken. Die Regierung kennzeichnet solche Quellen mit roter Farbe, was bedeutet, dass das Wasser mit Arsen kontaminiert ist und nicht getrunken werden sollte. Doch die Menschen brauchen Wasser. Und so pumpen sie auch Wasser aus solchen Quellen und trinken es. Und man kann nichts dagegen tun. Deshalb suchen wir nach einer Lösung und haben uns mit Veolia zusammengesetzt. Und wir stellten uns die Frage, warum wir kein Wasserunternehmen in einem Dorf gründen? Und so beschäftigen wir uns inzwischen mit der Gründung eines Wasserunternehmens und dieses Wasserunternehmen Veolia Grameen wird bis Jahresende Wasser produzieren und es zum Selbstkostenpreis an Dorfbewohner verkaufen. Und wenn das funktioniert und die Kosten gedeckt werden können, können wir ein solches Unternehmen auch in allen anderen Dörfern gründen, um auch dort sicheres Trinkwasser anbieten zu können. Darüber hinaus gibt es viele weitere Unternehmen wie die Intel Corporation. Mit Intel haben wir ein Joint Venture gegründet, um Informationstechnologie zu den ärmsten Menschen zu bringen sowie eine neue Technologie zu konzipieren, mit der wir uns an arme Menschen wenden können, um ihnen Informationen zugänglich zu machen. Darüber lassen sich Marketingstrukturen und neue Ideen übermitteln sowie Geld transferieren usw. Und alle diese Ideen können gefördert werden. Und zwar nicht, um damit Geld zu verdienen, sondern um die Probleme anzugehen, die uns umgeben. Auf diese Weise können wir eine enorme Vielfalt von sozialen Unternehmen gründen. Dazu benötigen wir nichts weiter als kreatives Denken. Jeder junge Mensch aber auch jeder ältere Mensch mit entsprechender Erfahrung kann ein solches soziales Unternehmen entwerfen. Und sobald man einen Entwurf hat, wird jemand dazu stoßen und Geld investieren und schon gibt es ein weiteres soziales Unternehmen. Alles was wir benötigen, ist der Beginn mit einem Prototyp. Sobald ein Prototyp existiert und funktioniert und seine eigenen Kosten deckt, ist keine weitere kontinuierliche Zufuhr von Ressourcen notwendig, um es am Leben zu erhalten Und dann braucht man einen solchen Prototyp nur noch zu kopieren. So verhandeln wir zum Beispiel mit vielen weiteren Unternehmen darüber, wie wir Moskitonetze zu Menschen in malariaverseuchte Regionen bringen können – auch das wäre dann ein weiteres soziales Unternehmen. Die Gesundheitsfürsorge ist ein gutes Thema für soziale Unternehmen. So haben 47 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten keine Krankenversicherung. Dazu sage ich: Wenn ich in den Vereinigten Staaten arbeiten würde, dann wäre das ein Bereich, in dem ich mich mit einem sozialen Unternehmen sofort engagieren würde. Ich würde ein soziales Unternehmen entwickeln, mit dem ich eine Krankenversicherung anbieten kann, so dass niemand ohne den Schutz einer Krankenversicherung leben muss. Doch wie können Menschen Wege zu einem sozialen Unternehmen erkennen? Wie kann ich mein Geld in einem sozialen Unternehmen investieren. Vielleicht gefällt mir ja eine solche Idee, aber wo finde ich ein solches Unternehmen? Und darauf antworte ich: „Um Menschen, die ihr Geld in ein soziales Unternehmen investieren wollen, und Menschen, die ein soziales Unternehmen entwickeln, zusammenzubringen, benötigen wir einen neuen Aktienmarkt. Denn bei dem existierenden Aktienmarkt geht es allein um Geldverdienen. Und diese Diskussion hatten wir bereits am Morgen. Doch wenn ich mich absolut auf etwas Positives in einem Unternehmen konzentrieren will, dann kann ich es hier nicht finden, denn das ist nicht der richtige Ort. An diesen Ort geht man, um Geld zu verdienen, um reich und immer reicher und wohlhabender zu werden. Also sage ich, dass wir – sobald wir dies innerhalb eines theoretischen Rahmens akzeptieren – einen neuen Aktienmarkt benötigen, an dem alle sozialen Unternehmen gelistet werden und Menschen ihre Wahl zwischen diesen Unternehmen treffen können. Und sie feststellen, dass diesen Unternehmen eine brillante Geschäftsidee zugrunde liegt, die dabei hilft, Straßenkinder von der Straße zu holen. Das würde ich lieben, hier ist mein Geld. Ich würde es solchen Unternehmen zur Investition überlassen – und viele Menschen würden das Gleiche tun. Und auf diese Weise werden soziale Unternehmen florieren. Doch wie kann ich erkennen, welches Unternehmen sich womit beschäftigt? Dafür brauchen wir eine Zeitung. Deshalb werden wir bald ein soziales Wall Street Journal benötigen. Wir werden über all dies und über das soziale Bloomberg-Netzwerk diskutieren. Wir werden darüber berichten, welche guten Dinge von wem bereits ausgeführt wurden, welche neue brillante Idee jemand hatte, welcher Vorstandsvorsitzende für sein Unternehmen eine neue Idee entwickelt hat, wie das gesamte Konzept revolutioniert werden kann usw. Es geht also nur darum, es auch wirklich zu tun. Und wir können es tun. Wir können unsere Konzepte in Ordnung bringen, unsere Institutionen neu aufbauen, wie zum Beispiel Banken und Gesundheitsfürsorgesysteme und viele andere Dinge. Niemand muss arm bleiben. Es gibt keinen Grund dafür, denn Armut gehört nicht von Natur aus zu einem Menschen. Sie wird einem Menschen künstlich aufgezwungen. Wenn man also einen armen Menschen aus dieser aufgezwungenen künstlichen Situation befreit, wird er kein armer Mensch mehr sein, sondern die Armut hinter sich lassen. Und auf diese Weise kann nach und nach jedes Land die Armut überwinden. Als erstes sollten wir Armutsmuseen gründen, so dass Menschen – die Kinder der nächsten Generation – wissen, was Armut wirklich ist. So können wir und so können unsere Schulen unsere Kinder zu einem Armutsmuseum führen und ihnen zeigen, wie Armut aussah. Wie auch beim Dinosaurier, der inzwischen nicht mehr existiert, zeigen wir Kindern seine frühere Existenz in einem Dinosaurier-Museum. Armut wird dann in der menschlichen Gesellschaft nicht mehr existieren, da es dann kein Teil mehr der menschlichen Gesellschaft ist. Es lässt die Gesellschaft entgleisen, die Armut schafft. Und sobald wir mit der Armut aufgeräumt haben, werden wir sie nur noch im Museum betrachten können und es wird nicht einen einzigen Menschen mehr geben, der in Armut lebt. Das ganze Denken der Menschen muss auf diese Weise neu gestaltet werden, so dass es in der Gesellschaft reflektiert wird. Wenn wir daran glauben, dass wir eine Welt schaffen können, in der nicht ein einziger Mensch unter Armut leidet ... wenn wir uns das wirklich vorstellen können, dann können wir es auch tun. Es muss mit dieser Vorstellung beginnen. Es muss mit dem Glauben daran beginnen. Wenn wir nur stark genug daran glauben, dann wird es auch in unserer Gesellschaft reflektiert. Haben Sie vielen Dank.

Abstract

Instead of one-dimensional people we can think of a world with two-dimensional people. To see how the theory of firm will work in such a world we can simplify it by assuming that there are two kinds of people, each kind maximizing a separate objective function. One type is the existing type, i.e. profit maximizing type. The second type is a new type, those who are not interested in profit-maximization. They are totally committed to making a difference to the world. They are social-objective driven. They want to give a better chance in life to other people. They want to achieve their objective through creating/supporting a special kind of business enterprises. While like any other business these businesses must not incur losses, but earning dividends from these enterprises is not the motivation which drives the investors. They create a new class of businesses which we may describe as "non-loss-non-dividend" (or "non-loss-token-dividend") business.

Many of the problems in the world remain unresolved because we continue to interpret capitalism too narrowly. In this narrow interpretation we create a one-dimensional human being to play the role of entrepreneur. We insulate him from other dimensions of life, such as, religious, emotional, political dimensions. He is dedicated to one mission in his business life - to maximize profit. He is supported by masses of one-dimensional human beings who back him up with their investment money to achieve the same mission. The game of free market works out beautifully with one-dimensional investors and entrepreneurs. We have remained so mesmerised by the success of the free market that we never dared to express any doubt about it. We worked extra hard to transform ourselves, as closely as possible, into the one-dimensional human beings as conceptualised in theory to allow smooth functioning of free market mechanism.

Economic theory postulates that you are contributing to the society and the world in the best possible manner if you just concentrate on squeezing out the maximum for yourself. When you get your maximum, everybody else will get their maximum.

As we devotedly follow this policy sometimes doubts appear in our mind whether we are doing the right thing. Things don't look too good around us. We quickly brush off our doubts by saying all these bad things happen because of "market failures"; well-functioning market cannot produce unpleasant results.

I think things are going wrong not because of "market failure". It is much deeper than that. Let us be brave and admit that it is because of "conceptualisation failure". More specifically, it is the failure to capture the essence of a human being in our theory. Everyday human beings are not one-dimensional entities, they are excitingly multi-dimensional and indeed very colourful. Their emotions, beliefs, priorities, behaviour patterns can be more aptly described by drawing analogy with the basic colours and millions of colours and shades they produce.