Teaching Guides > Gravitationswellen: Erster Direkter Nachweis mit Interferometern Gravitational Waves: First Direct Evidence from Interferometers

Photo of Gravitational Waves: First Direct Evidence from Interferometers

Fächer: Physik, Astronomie
Stufe: Sekundarstufe II
Umfang: 4 Unterrichtsstunden
Medien: Video, Arbeitsblatt, Didaktik/Methodik, Ablaufplan
7 Arbeitsmaterialien

Beschreibung der Unterrichtseinheit

In dieser Unterrichtseinheit erarbeiten die Schülerinnen und Schüler einige wichtige physikalische Zusammenhänge des als sensationell eingestuften Beobachtungsergebnisses, das den ersten direkten Nachweis von Gravitationswellen darstellte.

Thematisiert werden:

  • die Umlauffrequenz, der Abstand und die Bahngeschwindigkeit der beiden Schwarzen Löcher,
  • die Frequenz und die Amplitude der Gravitationswelle am Ort der Beobachtung sowie
  • die Lokalisierung der Quelle am Himmel.

Die Materialien sind so angelegt, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Rechenergebnisse stets mit den Daten aus den Originalveröffentlichungen zu dem Gravitationswellenereignis GW150914 vergleichen können. Sie erfahren dabei auch, dass die klassische Gravitationsphysik nach Newton bei der Beschreibung des vorliegenden Phänomens an ihre Grenzen stößt und die Allgemeine Relativitätstheorie von Albert Einstein durch den direkten Nachweis von Gravitationswellen eine weitere wichtige Bestätigung findet.

Unterrichtsablauf

Einstieg
Die Unterrichtseinheit wird mit der Vorführung des Erklärvideos „Gravitations-wellen“ eingeleitet. Den Lernenden wird anschließend der Aufbau der Unterrichtseinheit erklärt. (Video, LehrervortragArbeitsblatt 01)
20 Minuten


Video, Lehrervortrag

Erarbeitungsphase I
Die Lernenden erfahren bei der Bearbeitung von Arbeitsblatt 2 den Zusammenhang zwischen der Frequenz der Gravitationswellen und der Umlauffrequenz der beiden Massen (Aufgabe a). Sie leiten eine Formel für den gegenseitigen Abstand der beiden Schwarzen Löcher her und verwenden die Originaldaten, um diesen Abstand zu berechnen (Aufgabe b).
55 Minuten


Partnerarbeit / Gruppenarbeit, Computerarbeit

Sicherungsphase I
Die Lösungen der Aufgaben werden von einem Gruppenmitglied im Plenum vorgestellt und diskutiert.
15 Minuten


Plenum

Erarbeitungsphase II
Die Schülerinnen und Schüler berechnen die Umlaufgeschwindigkeit der Schwarzen Löcher sowie die Amplitude der Gravitationswellen auf der Erde und vergleichen ihre Berechnungen mit den Daten der Originalveröffentlichung. (Arbeitsblatt 03)
40 Minuten


Partnerarbeit / Gruppenarbeit

Sicherungsphase II
Die Lösungen der einzelnen Teilaufgaben werden von verschiedenen Schülerinnen und Schülern an der Tafel vorgestellt und im Plenum diskutiert.
15 Minuten


Plenum

Erarbeitungsphase III
Die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie man mithilfe der beiden Interferometer versucht hat, den Ort der Quelle am Himmel einzugrenzen. Sie berechnen mithilfe der Originaldaten den Erhebungswinkel der Quelle über dem Erdboden. (Arbeitsblatt 04)
30 Minuten


Partnerarbeit / Gruppenarbeit

Sicherungsphase III
Die Lösungen der einzelnen Teilaufgaben werden von verschiedenen Schülerinnen und Schülern an der Tafel vorgestellt und im Plenum diskutiert.
10 Minuten


Plenum

Didaktisch-methodischer Kommentar

Das Thema Gravitationswellen im Unterricht

Das Thema Gravitationswellen berührt verschiedene Inhalte der Oberstufenphysik. Insbesondere sind Themen wie Gravitation, Kreisbewegungen und das Michelson-Interferometer von besonderer Relevanz – aber auch Grundkenntnisse der Physik Schwarzer Löcher und Neutronensterne spielen für das Verständnis des Phänomens Gravitationswellen eine wichtige Rolle. In den Lehrplänen sind die Allgemeine Relativitätstheorie und ihre Folgerungen gar nicht oder nur ansatzweise enthalten. Dennoch lassen viele schulinterne Curricula durchaus Luft für besondere Themen, wie zum Beispiel für dieses brandaktuelle Forschungsgebiet der Gravitationswellenastronomie. Gut lässt sich die Thematik in Astronomie-Kurse der Oberstufe, Projektkurse oder Arbeitsgemeinschaften einbauen.

Vorkenntnisse

Die Lernenden sollten mit dem Gravitationsgesetz Newtons und der Physik der Kreisbewegungen vertraut sein. Auch Begriffe aus der Wellenlehre wie Frequenz, Wellenlänge und Amplitude sollten bekannt sein. Astronomisches Grundwissen, auch zum Thema Schwarze Löcher (auch Schwarzschildradius), ist durchaus hilfreich; es kann aber durch Recherche oder Lehrerhilfe auch während der Bearbeitung der Unterrichtseinheit zum Nachweis von Gravitationswellen vermittelt werden. Dies gilt in ähnlicher Weise ebenso für den Aufbau und die Funktionsweise eines Michelson- Interferometers.

Didaktische Analyse

Die Berechnungen zu Gravitationswellen beruhen auf der Allgemeinen Relativitätstheorie. Da diese in der Regel schulisch nicht thematisiert wird, ist die Frage berechtigt, ob ein Thema wie Gravitationswellen im normalen Schulalltag überhaupt so umgesetzt werden kann, dass der Unterricht über eine rein qualitative Betrachtung hinausgeht. Die Materialien dieser Unterrichtseinheiten zeigen, dass dies möglich ist, denn viele Rechnungen lassen sich zunächst rein klassisch, also mit der Gravitationsphysik Newtons, durchführen. Dass sich an einigen Stellen, wie beispielsweise bei der Berechnung der Umlaufgeschwindigkeit der Schwarzen Löcher, dann eine deutliche Diskrepanz zu den Vorhersagen der Einstein‘schen Physik zeigt, ist didaktisch positiv zu werten.

Es ist aber auch didaktisch vertretbar, fertige Formeln aus der Relativitätstheorie vorzugeben und die Schülerinnen und Schüler nur die entsprechenden Rechnungen durchführen zu lassen. Dies ist zum Beispiel bei der Berechnung der Gravitationswellen-Amplitude der Fall. So lernen die Schülerinnen und Schüler zum einen, dass die Relativitätstheorie das geeignete Handwerkzeug zur Beschreibung extremer physikalischer Verhältnisse zur Verfügung stellt. Zum anderen erfahren sie aber auch, dass ihre Kenntnisse der Mathematik und Physik aus der Oberstufe ausreichen, um sich den Vorhersagen der Theorie und den veröffentlichten Messdaten zu nähern.

Methodische Analyse

Ein Ziel dieser Unterrichtseinheit zum direkten Nachweis von Gravitationswellen besteht darin, dass die Lernenden erfahren, dass sie mithilfe oberstufenüblicher Inhalte aus Mathematik und Physik in der Lage sind, Erkenntnisse zum Gravitationswellenereignis GW150914 eigenständig herzuleiten und zu berechnen. So werden mithilfe der Newtonschen Physik Formeln für den Abstand und die Umlaufgeschwindigkeit zweier gleich schwerer, sich gegenseitig umkreisender Massen hergeleitet.

Mithilfe der Gravitationswellenfrequenzen aus den Aufzeichnungen der LIGO-Interferometer können die Lernenden dann Ergebnisse für den Abstand und die Bahngeschwindigkeit der Schwarzen Löcher berechnen, mit den Angaben aus den Originalveröffentlichungen vergleichen und so die Möglichkeiten und Grenzen der klassischen Physik erkunden.

Unterrichtsmaterial

Fachkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

  • leiten mithilfe von Gravitationsgesetz und Gesetzen der Kreisbewegung Formeln zum Abstand und zur Bahngeschwindigkeit her.
  • berechnen physikalische Größen mit komplexen Formeln.
  • werten Messwerte aus.
  • interpretieren und bewerten Versuchsergebnisse.
  • erklären physikalische Phänomene und Versuchsanordnungen im Sachzusammenhang.
  • stellen die wissenschaftliche Bedeutung von physikalischen Erkenntnissen heraus.

 

Medienkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

  • können die im Video dargestellten physikalischen Inhalte nach Relevanz filtern und strukturiert wiedergeben sowie Informationen gezielt herausstellen.
  • können Texte in gedruckter und digitaler Form nach bestimmten Fragestellungen hin untersuchen und die relevanten Informationen herausarbeiten.

 

Sozialkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

  • arbeiten konstruktiv und kooperativ in Partner- oder Gruppenarbeit.
  • diskutieren in Partner- oder Gruppenarbeit und äußern dabei ihre Meinung unter Nutzung ihrer fachlichen Kenntnisse.
  • stellen Ergebnisse der Partner- und Gruppenarbeit angemessen und verständlich im Plenum dar.

 

Gravitationswellen (2016): Wie ein Beben, das das Gefüge unseres Kosmos durchläuft, verzerren Gravitationswellen die Raumzeit.

 

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