Teaching Guides > Schwarze Löcher – Rätselhafte Phänomene in den Tiefen des Universums Black Holes – Enigmatic Phenomena in the Depths of the Universe

Photo of Black Holes – Enigmatic Phenomena in the Depths of the Universe

Fächer: Physik, Astronomie
Stufe: Gymnasium, Sekundarstufe II
Umfang: 4 Unterrichtsstunden
Medien: Video, Arbeitsblatt, Didaktik/Methodik, Ablaufplan
8 Arbeitsmaterialien

Beschreibung der Unterrichtseinheit

Die Erkenntnisse von Albert Einstein, die er mit seiner Allgemeinen Relativitätstheorie (ART) im Jahr 1915 veröffentlichte, hatten die Existenz Schwarzer Löcher als natürliche Konsequenz der Raum-Zeit-Krümmung prognostiziert. Der laut der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften bisher überzeugendste Beweis für ein superschweres Schwarzes Loch mit einer Masse von rund vier Millionen Sonnenmassen im Zentrum der Milchstraße war die Bestätigung für jahrzehntelange akribische Forschung und Auswertung immenser Datenmengen mit den heute den Astrophysikern zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten.

Der im Laufe von Milliarden von Jahren entstandene heute bekannte Kosmos hat aufgrund seiner ständig fortschreitenden Ausdehnung eine Größe von 1023 km überschritten und enthält Milliarden von Galaxien und Sternen. Den Lernenden wird zunächst mithilfe von Animationen, erläuternden Videos und Schaubildern die Entwicklung von Sternen und deren weiterer Verlauf in ihrem Lebenszyklus vorgestellt. So anschaulich wie möglich werden dann die Vorgänge besprochen, die ein Riesenstern auf seinem Weg über eine Supernova hin zum Schwarzen Loch nimmt. Die nur eingeschränkt zu verstehenden Fakten der ART Einsteins werden mithilfe von Videos und Animationen verständlich gemacht, bevor mit den Möglichkeiten der gymnasialen Oberstufenmathematik Begriffe wie Ereignishorizont und Schwarzschild-Radius eingeführt und hergeleitet werden.
Der Nachweis von Schwarzen Löchern am Beispiel von Sagittarius A* wird anhand von Schaubildern im Arbeitsblatt 2 vorgestellt, erläutert und durch Berechnungen (Übungsaufgaben) verfestigt. Zudem wird die Bedeutung von Gravitationswellen und deren Messung als weiterer Nachweis für Schwarze Löcher besprochen.

Diese Unterrichtseinheit ist in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau entstanden, das mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Forschung Schülerinnen und Schülern, Studierenden sowie dem wissenschaftlichen Nachwuchs näherbringen möchte. Die Unterrichtseinheit ergänzt dabei das Materialangebot der Mediathek der Lindauer Nobelpreisträgertagungen um konkrete Umsetzungsvorschläge für die Unterrichtspraxis in den Sekundarstufen. Weitere Unterrichtseinheiten aus diesem Projekt finden Sie im Themendossier Die Forschung der Nobelpreisträger im Unterricht.

Unterrichtsablauf

Einstieg
In einem kurzen Statement stellt die Lehrkraft die immensen Dimensionen des Universums vor und geht auf die Hintergründe ein, die zum Physik-Nobelpreis 2020 geführt haben (Arbeitsblatt 1).
10 Minuten


Plenum

Hinführung zum Schwarzen Loch
Mit Animationen/Videos werden die Lebenszyklen von Sternen hin zum weißen Zwerg (z. B. die Sonne) oder zum Schwarzen Loch besprochen und erläutert. Aufgabe 1 (Arbeitsblatt 2) soll als Hausaufgabe durch Recherche beantwortet werden. Videos zur ART werden zum Anschauen zuhause empfohlen.
35 Minuten


Gruppenarbeit mit Internetrecherche, Einzelarbeit als Hausaufgabe

Vertiefung
Ergebnisse der Hausaufgabe werden kurz besprochen und verglichen (Arbeitsblatt 3). Die Bedeutung der ART für die Bildung Schwarzer Löcher wird besprochen (Arbeitsblatt 2).
15 Minuten


Plenum

Ergebnisse herleiten
Mithilfe eines Tafel- oder Folienbildes erfolgt die schrittweise Herleitung, wie man sich Aufbau und Funktion eines Schwarzen Loches vorstellen kann (Arbeitsblatt 2/Aufgabe 2). Begriffe wie Raumzeit, Singularität, Ereignishorizont und Schwarzschild-Radius werden definiert. Aufgabe 3 (Arbeitsblatt 2) wird Hausaufgabe.
30 Minuten


Einzel- oder Kleingruppenarbeit, Einzelarbeit als Hausaufgabe

Besprechung der Hausaufgabe
Die Hausaufgabe wird besprochen und verbessert (Arbeitsblatt 3).
15 Minuten


Einzelarbeit

Erweiterung des Gelernten
Mithilfe von Arbeitsblatt 2, Animationen und Bildern wird die Arbeit der Nobelpreisträger zum Schwarzen Loch besprochen und erläutert. Aufgabe 4 (Arbeitsblatt 2) wird Hausaufgabe.
30 Minuten


Partnerarbeit, Einzelarbeit als Hausaufgabe

Besprechung der Hausaufgabe
Die Hausaufgabe wird ausführlich besprochen und verbessert. Die schwierigen Messungen und Berechnungen für den Nachweis von SgrA* werden näher erläutert (Arbeitsblatt 3).
15 Minuten


Plenum

Ergänzung des Stoffes
Der schwierige und über Jahrzehnte dauernde Nachweis von SgrA*, auch mittels der Gravitationswellen, wird vorgestellt und diskutiert (Arbeitsblatt 2). Ein Ausblick auf die künftige Forschung zu Schwarzen Löchern bildet den Abschluss der Unterrichtseinheit.
30 Minuten


Plenum

Didaktisch-methodischer Kommentar

Schwarze Löcher – Rätselhafte Phänomene in den Tiefen des Universums
Schwarze Löcher gehören noch immer zu den größten Rätseln des Universums, wenngleich ihre Existenz mit weltweit verbundenen Teleskopen immer besser nachgewiesen werden kann – wie etwa im Jahr 2019 durch eine radioteleskopische Aufnahme des mit 6,6 Milliarden Sonnenmassen gigantischen Schwarzen Loches M87* im Zentrum der Galaxie M87.
Man weiß heute, dass Schwarze Löcher aus dem Tod eines Riesensterns entstehen können. Man vermutet Milliarden davon im Universum und es stellen sich Fragen: Was passiert genau in den Schwarzen Löchern? Wieviel Materie können Schwarze Löcher verschlingen? Wird unser Universum eines Tages komplett von Schwarzen Löchern verschlungen? Haben Schwarze Löcher Auswirkungen auf unser irdisches Leben? Wie verändern Schwarze Löcher das Universum? Handelt es sich bei allen dunklen Himmelskörpern um Schwarze Löcher?
Neue Theorien tauchen auf, die mit naturwissenschaftlichen Methoden untersucht werden müssen, ob sie denn schlüssig sind und somit einen weiteren Schritt nach vorne bedeuten oder wieder verworfen werden müssen. Undurchschaubare Schwarze Löcher und ihre Wirkungen auf Raum und Zeit werden noch lange Ansporn sein für kreative Wissenschaftler und ihren Forschungsdrang!

Vorkenntnisse
Wichtig für ein grobes Verständnis sind das Newton‘sche Gravitationsgesetz sowie die Kepler´schen Gesetze. Beide sollten im Rahmen des gymnasialen Physikunterrichts hinreichend besprochen sein, damit zum einen die mathematisch gut nachvollziehbaren Berechnungen zum Ereignishorizont und dem Schwarzschild-Radius durchgeführt werden können und zum anderen die daraus resultierenden Berechnungen zur Größe und Masse von Schwarzen Löchern.

Didaktische und methodische Analyse
Schwarze Löcher waren bis in die späten 1960er Jahre nur für Mathematiker und theoretische Physiker von Bedeutung, weil kein Weg zu ihrer Beobachtung vorstellbar schien. Zudem hielt man es für unwahrscheinlich, dass es Objekte mit einer derart unvorstellbar großen Dichte geben könnte. Auch der Name „black hole“ oder „Schwarzes Loch“ wurde erst Ende der 1960er Jahre geprägt.
Zu einem Umdenken kam es, als erste astronomische Objekte im Röntgenlicht sowie ein extremer Strahlungsausstoß sogenannter Quasare nachgewiesen werden konnte. Der britische Physiker Stephen Hawking (1942–2018) konnte in den 1980er Jahren zeigen, dass in der Umgebung verschiedener Schwarzer Löcher physikalische Effekte auftreten konnten, bei denen Strahlung nach außen ab-gegeben werden kann – völlig widersprüchlich zum ursprünglichen Bild des Schwarzen Loches.
Bis in die 1990er Jahre konnten einige Kandidaten für stellare Schwarze Löcher von nur wenigen Sonnenmassen in Doppelsternsystemen gefunden werden – ein Nachweis für supermassive Schwarze Löcher im Zentrum vieler Galaxien stand noch aus. Dies war der Auslöser für die Astrophysiker Reinhard Genzel und Andrea Ghez, das Zentrum unserer Milchstraße genau zu untersuchen. In jahrelangen Forschungen fanden sie – übereinstimmend – die Bahnen mehrerer Sterne, die sich auf elliptischen Bahnen um ein Zentrum drehen.
Als besonders interessant stellte sich der innerste Stern, mit S2 bezeichnet, heraus. Er brauchte nur 16 Jahre für einen Umlauf; die von den Forschenden beobachteten Bahnparameter ließen nur einen Schluss zu – im Zentrum unserer Milchstraße muss sich ein supermassereiches Schwarzes Loch (Sagittarius A*) mit einer Masse von rund vier Millionen Sonnenmassen befinden. Der mithilfe von weltweit zusammengeschlossenen riesigen Teleskopen gefundene Nachweis ist ein Meilenstein der Astrophysik und hat durch die Verleihung des Nobelpreises für Physik im Jahr 2020 für weltweites Aufsehen gesorgt.
Noch nicht völlig eindeutig ist, welche Rolle die Schwarzen Löcher in der Kosmologie einnehmen. Ein großes Problem ist, wie Schwarze Löcher so schnell entstehen und in so kurzer Zeit solche gigantischen Materiemengen ansammeln konnten. Sind die supermassereichen Schwarzen Löcher vielleicht die „Geburtshelfer“ für Galaxien? Viele Fragen, die auf Antworten warten.
Die hinter all diesen Fragen und bisherigen Erkenntnissen steckende Physik ist aufgrund der dafür notwendigen Mathematik äußerst kompliziert und im gymnasialen Unterricht nicht anwendbar. Dennoch ist die Allgemeine Relativitätstheorie eine Theorie der klassischen Physik und macht es möglich, mit Gesetzmäßigkeiten wie dem Gravitationsgesetz von Newton und den Kepler‘schen Gesetzen Berechnungen durchzuführen und damit ein grobes, aber ausreichendes Verständnis für den Aufbau und die Funktion Schwarzer Löcher zu erhalten.
Zudem können durch relativ einfache Gleichungen die Schwarzschild-Radien für die Sonne und die Erde berechnen werden – die geringen Beträge zeigen uns, welche unvorstellbaren Kräfte herrschen müssten, damit auch diese beiden Himmelskörper zu Schwarzen Löchern zusammengekrümmt würden. Am Beispiel von Sagittarius A* kann man schließlich nachvollziehen, welche Größen und Massen sich für Schwarze Löcher ergeben können, wenn man das Sonnensystem verlässt und in das 26.000 Lichtjahre entfernte Zentrum der Milchstraße vorstößt.
Die genannten Beispiele und Berechnungen zeigen den Lernenden unter anderem, um welche Größenordnungen es geht, wenn man vom Universum spricht. Schülerinnen und Schüler sollen mit dieser Unterrichtseinheit zu Schwarzen Löchern auch animiert werden, darüber nachzudenken, welche Rolle wir Menschen auf unserer Erde in diesem gigantischen Kosmos spielen.

Unterrichtsmaterial

Fachkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler
• können Entstehung, Aufbau und Wirkungsweise von Schwarzen Löchern beschreiben.
• kennen die Forschungsarbeit der beteiligten Astrophysiker, die zum Nachweis eines Schwarzen Loches geführt haben.
• können die physikalischen Gesetzmäßigkeiten Schwarzer Löcher herleiten und entsprechende Berechnungen ausführen.

Medienkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler
• recherchieren selbstständig Fakten und Hintergründe im Internet.
• können die Sachinhalte von Videos, Clips und Apps auf ihre Richtigkeit überprüfen.

Sozialkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler
• lernen durch Partner- und Gruppenarbeit das Zusammenarbeiten als Team.
• müssen sich mit den Ergebnissen anderer Gruppen auseinandersetzen und lernen so, deren Ergebnisse mit den eigenen Ergebnissen konstruktiv zu vergleichen.
• erwerben eine gewisse Fachkompetenz, um mit anderen Lernenden, Eltern, Freunden etc. diskutieren zu können.

 

Nobelposter zum Physiknobelpreis 2020 für die Entdeckung des heute als Sagittarius A* bekannten, supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße
Nobelposter zum Physiknobelpreis 2020 für die Entdeckung des heute als Sagittarius A* bekannten, supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße

 

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